Seit 2015 gibt es die beliebteste Krimiserie – den Tatort – endlich auch in Franken. Nach Nürnberg und Erlangen steht jetzt Würzburg auf dem Programm. Bamberg geht also wieder leer aus. Dabei steckt doch das Potential in jeder Gasse.
von Luisa Filip, Fabian Schmidmeier und Vanessa Schweinshaupt

Auf der Suche nach Geschichten und Locations für einen Tatort in Bamberg, stolperten wir bereits über eine echte Blutspur in der Altstadt. Ein Wink mit dem Zaunpfahl??? (©vs)
Man nehme ein paar Tropfen Blut und eine bekannte Melodie, gesungen von den Bambergern höchstpersönlich …
… und schon könnte es heißen: Sonntagabend – Bamberg-Tatort-Zeit. Seit über 45 Jahren gehen die Deutschen mit ihren Lieblings-TV-Ermittlern auf die Jagd nach Mördern und Verbrechern. Und das nicht nur zuhause gemütlich auf dem Sofa, sondern auch mit Freunden in der Kneipe ums Eck.
Neben heißen Verfolgungsfahrten dreht sich vieles im Tatort aber auch um regionale Besonderheiten, die gerne mal von den Machern auf die Schippe genommen werden. Auf die Dauer ist da natürlich das Frankenland nicht zu umgehen.
Nachdem lange Zeit der Münchner Tatort in Bayern dominierte, war es dann am 12. April 2015 soweit: der Franken-Tatort Der Himmel ist ein Platz auf Erden feierte seine Premiere. Die in der Metropolregion Nürnberg gedrehte Episode ist bereits Nummer 943 im Tatort-Archiv. Aber ein kleines Touristenstädtchen, dessen malerische Altstadt bereits als Filmkulisse für Hollywoodproduktionen diente, ging dabei bisher noch leer aus: Bamberg.
Offizielle Stellen sind nicht überzeugt
Viele Franken, allen voran Politprominenz wie Markus Söder (CSU) und Inge Aures (SPD), haben sich durchaus enthusiastisch für ihre eigene Heimatstadt – Nürnberg – als Drehort eingesetzt. Und waren damit erfolgreich. Offizielle Stellen in Bamberg hingegen reagieren eher verhalten, wenn man sie auf einen Franken-Tatort in ihrer Stadt anspricht. Pressesprecher Steffen Schützwohl von der Pressestelle bewertet diese Überlegung als komplett „irrelevant“. Andere Stimmen sind bereits mit den derzeitigen Touristenzahlen durchaus zufrieden. Da bräuchte es nicht noch zusätzlich einen Tatort.
Bei einer Umfrage in der Bamberger Innenstadt sehen trotzdem einige Potential in der Filmstadt und spinnen schon erste Geschichten…
Zwar nicht alle, aber viele der Befragten halten Bamberg für „Tatort-tauglich“. Und da haben sie auch Recht: Mittelalterliche Bauwerke und die Altstadt ermöglichen zahlreiche Drehorte und Szenarien. Die reiche Geschichte Bambergs, besonders die unrühmlichen Höhepunkte wie die Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert oder der Königsmord an Philipp von Schwaben im Jahr 1208 bieten viele Anknüpfungspunkte.
Im folgenden Hörspiel können Sie sich einen Eindruck von der grausamen Geschichte Bambergs verschaffen:
(©LF)
Wie könnte ein „Dadord“ in Bamberg aussehen?
Doch nicht nur die Vergangenheit Bambergs bietet eine Vielzahl von möglichen „Dadord-Dadorden“, auch das aktuelle Geschehen lädt zum TV-Dreh ein. Zeitgenössische Literatur wie beispielsweise der Kriminalroman Bamberger Verrat bestätigen dies. Die Leser sind schier begeistert von Anna Degens Franken-Krimi.
Wir haben deshalb einmal drei mögliche Tatort-Szenarien für Bamberg entworfen. Welcher Mord würde Ihnen „gefallen“? 🙂
Der Tod in Klein-Venedig
Unter einer Brücke in der Bamberger Altstadt finden zwei Lehramtsstudenten eine
Männerleiche, ziemlich grausam zugerichtet. Es stellt sich heraus, dass es sich bei dem Toten um den Sträfling Gabriel von Dorndorf handelt. Dieser ist einen Tag zuvor aus dem Gefängnis in der Altstadt ausgebrochen. Die Ermittlungen ziehen Kommissarin Wanda Goldwasser und ihre Kollegen immer tiefer in einen Sog aus Drogen und Rechtsextremismus. Das Bild des idyllischen Klein-Venedigs beginnt zu bröckeln…
Hexenjagd
An einem Pfahl am Ufer der Regnitz hängt der leblose Körper von Marlene Klein, der Frau des Bamberger Bürgermeisters. Die fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Frauengestalt gibt Rätsel auf: eine weiße, scheinbar unberührte Feder schmückt den Leichnam.
Zeitgleich erhält Bürgermeister Klein ein wirres Bekennerschreiben, in dem auf die Hexenverfolgung im Mittelalter angespielt wird. Als er bald darauf selbst wie vom Erdboden verschluckt ist, stehen die Kommissare vor einem Rätsel. Alles deutet auf eine Hexenjagd hin. Der aus Bamberg stammende Leiter der Spurensicherung, Michael Schatz, erinnert sich an einen historischen Fall aus dem Jahr 1628 und zieht Parallelen…
Schlaf, Salomon, schlaf…
Am Rande der Bamberger Sandkerwa finden Touristen im Rosengarten die Leiche der Germanistik-Studentin Sandra Eschberger. Alles deutet zunächst auf einen tragischen Selbstmord hin. Als die Polizei den Fall zu den Akten legen will, meldet sich unerwartet ein ehemaliger Kommilitone der Toten. Er behauptet, seine Freundin sei umgebracht worden, weil sie wichtige Dokumente in ihrem Besitz hätte. In der Wohnung der Studentin, die in der Vergangenheit bereits in der nahe gelegenen Psychiatrie St. Getreu untergebracht war, finden die Kommissare Voss und Ringelhahn jedoch nichts. Lediglich der Satz „Ich bin der arme König Salomon“ ist als Haftnotiz am Badezimmerspiegel angebracht. Ein aufgeschlagenes Buch Dürrenmatts im Schlafzimmer könnte der Schlüssel zur Lösung sein.
(©Fotos: LF/vs)
Die Tatorte der drei Szenarien
Auch wenn vor allem die offiziellen Stellen einem Franken-Tatort in Bamberg nicht enthusiastisch entgegenfiebern, die Stadt ist als Filmkulisse prädestiniert. Neben Hexenverfolgungen und Königsmorden dürften noch so einige potentielle Storys in der oberfränkischen Kleinstadt stecken.
Sollte der Tatort also jemals in Klein-Venedig ankommen, die Bamberger wären für viele Rollen zu haben: