Judentum in Bamberg

von Elena Schad, Johanna Schmidt und Adrian Witt

St. Gangolf, Obere Pfarre und der prächtige Kaiserdom – in kaum einer anderen oberfränkischen Stadt sind Kirchen und Gotteshäuser markanter im Stadtbild als in Bamberg. Die Stadt steht aber nicht nur für eine mehr als 1000-jährige Kirchengeschichte. In Bamberg existiert bis heute eine der größten und ältesten jüdischen Gemeinden in Bayern. Doch die wird von der Stadtbevölkerung kaum wahrgenommen. Dabei ist sie durchaus präsent und lebendig.

Freitagabend, 18.30 Uhr. Es ist Sabbat, wie jede Woche kommen die jüdischen Bewohner Bambergs in ihrer Synagoge zusammen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern: melodischer Gesang, Gebetsbücher und Kippa tragende Männer. Man begrüßt sich mit den Worten „Shabbat Shalom“, gibt sich die Hand, betet und trifft sich im Anschluss zum festlichen Essen. Ein vertrautes Singen, Plaudern und Besinnen.

Die jüdische Geschichte in Bamberg

Wer in die jüdische Stadtgeschichte eintauchen möchte, stellt schnell fest, dass bereits seit dem Mittelalter Juden in Bamberg leben. Zwar lässt sich heute nicht mehr genau sagen, wann die jüdische Geschichte in der Stadt begann. Jahrhundertealte Urkunden verweisen aber zumindest amtlich darauf, dass bereits seit Beginn des Bistums in Bamberg auch jüdische Bewohner zum festen Bestandteil des Stadtlebens gehörten. Bis auf wenige Jahre, in denen jüdische Bewohner tatsächlich aus Bamberg vertrieben wurden wie im Jahr 1478, und bis auf die große Katastrophe der Schoa, haben also Juden immer schon in Bamberg gelebt, gewirkt und die Entwicklung der Stadt mitgeprägt – und auch heute feiern sie wie jede Woche Sabbat.

Obwohl Juden mit Christen über viele Jahre hinweg friedlich und freundlich zusammen gelebt haben, mussten Juden immer wieder auch in Bamberg großes Leid ertragen. So wurden bei einer der ersten Verfolgungen der Juden im Jahr 1298 aufgrund eines angeblich begangenen Hostienfrevels in Rothenburg ob der Tauber, Würzburg, Nördlingen, Bamberg und Nürnberg über 5.000 Menschen ermordet. Dabei starben auch in Bamberg 135 jüdische Bewohner. Auch mit dem Ausbruch der Pest im Jahr 1349 wurden die Juden als Verursacher des schwarzen Todes bezichtigt und erneut verfolgt. Dieses stetige Auf und Ab zwischen Duldung und Verfolgung zieht sich wie ein roter Faden durch die jüdische Stadtgeschichte Bambergs. Während die jüdische Gemeinde in der Stadt zur Zeit der Terror-Herrschaft der Nationalsozialisten nahezu ausgelöscht wurde und jegliches Wissen über ein jüdisches Leben aus dem Stadtbild verbannt wurde, hat sich die Gemeinde seit Ende des Krieges allmählich wieder erholt.

Wiederbelebung des jüdischen Bambergs

Die bis 1989 nur noch aus 35 Mitgliedern bestehende Gemeinde vergrößerte sich im Laufe der Jahre vor allem durch den Zuzug von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion. Heute leben hier mehr als 900 Gläubige. Neben dem jüdischen Friedhof in der Siechenstraße 102 erinnert auch die Synagoge in der Willy-Lessing-Straße 7 die Bewohner Bambergs daran, dass ihre Stadt außer einer langen christlichen Geschichte auch eine lange jüdische besitzt.

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Fotos: Elena Schad

Jüdische Zentren im Bamberger Stadtbild

Bamberg Judentum
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So wie für die Bamberger Katholiken der Kaiserdom das Zentrum des christlichen Glaubens darstellt, ist für die Angehörigen der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg „Or Chajim“ die Synagoge der Mittelpunkt. Denn im Gemeindezentrum in der Willy-Lessing-Straße 7 können die jüdischen Stadtbewohner nicht nur am Gottesdienst teilnehmen oder sich in der Bibliothek ein Buch ausleihen. Vielmehr können sie sich mit Gleichgesinnten unterhalten, sich austauschen und wenn Grund zur Sorge besteht, sich mitteilen und sich ihren Kummer von der Seele reden.

Eindruck einer jungen Jüdin

Eine, die immer ein offenes Ohr hat, ist die junge Deutsch-Russin Ecaterina Bahmaci. Als Jüdin fühlt sie sich in Bamberg sehr wohl und bemüht sich durch Aufklärung, das jüdische Leben in der Stadt der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die Jüdin Ecaterina Bahmaci im Gespräch.

Die Jüdin Ecaterina Bahmaci im Gespräch. Foto: Elena Schad.

 

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